DER GESCHMACK
Warum schmeckt mein Kaffee, wie er schmeckt?
Kaffee ist ein Naturprodukt und eines der aromareichsten Lebensmittel der Welt. Er besitzt etwa 800 mögliche Aromen und hat damit etwa doppelt so viele zu bieten wie Wein, der in etwa 400 Aromen in sich trägt.
Ausschlaggebend für den Geschmack sind das Anbaugebiet, die Bodenbeschaffenheit, die Anbauhöhe, das Klima, die Sorgfalt bei der Ernte und der Aufbereitung sowie die richtige Röstung und Zubereitung. Das heißt also: Auch wenn im Anbaugebiet bis zum verschifften Rohkaffee mit großer Sorgfalt und optimal gearbeitet wurde, kann eine schlechte Röstung oder fehlerhafte Zubereitung den Geschmack und damit die Charakteristik des Kaffees zerstören.
DIE KAFFEEPFLANZE
Der Kaffeebaum
Die Kaffeepflanze ist ein Baum welcher zu den Rötegewächsen zählt. Die Pflanzen sind sehr sensibel, pflegeintensiv und vertragen keine Wetterextreme. Daher werden die Plantagen meist als Mischanbau angelegt, das heißt andere Pflanzen werden dazwischen gesetzt und fungieren somit als Schutz und Schattenspender.
ARABICA | ROBUSTA | |
ANBAU | 23° nördlich und 25° südlich des Äquators, | 10° nördlich und südlich des Äquators, |
EIGENSCHAFTEN | *wächst im kühleren Hochland; | *wächst im wärmeren Flachland; |
REIFEDAUER | Reifedauer etwa 9 Monate | Reifedauer 10 bis 11 Monate |
KLIMA | 15-25 °C | 20-30 °C |
AUSSEHEN | länglich, flach, oval, schmaler S-Förmiger Schnitt | kleiner, rundlich, gerader breiter Schnitt |
GESCHMACK | *fein nuancierter Geschmack; | *kräftiger, intensiver Geschmack; |
KOFFEINGEHALT | niedriger Koffeingehalt | hoher Koffeingehalt |
VERBREITUNG | 2/3 der Weltproduktion | 1/3 der Weltproduktion |
REIFUNG & ERNTE
der Kaffeekirsche
REIFUNG
der Kaffeekirsche
Direkt nach dem die Kaffeepflanze ihre Blüten abgeworfen hat, entsteht aus dem Fruchtknoten die Kaffeekirsche.
Zu Beginn des Reifeprozesse ist die Kirsche grün, im Laufe der Reifung verändert sich die Farbe bis sie schließlich im reifen Zustand kräftig rot, bei wenigen Sorten auch gelb, ist.
In der Regel wird Kaffee einmal im Jahr geerntet. In tropischen Gebieten können die Pflanzen auch zweimal jährlich blühen, wodurch sich eine Haupt- und eine Nebenernte ergeben. Die Reifedauer der Kirschen ist je nach Art und Varietät unterschiedlich - Arabica benötigen 6 bis 9 Monate, Robusta hingegen zwischen 9 bis 11 Monate.
An den lang auslaufenden Ästen hängen die Kaffeekirschen büschelweise. Jedoch reift jede Kirsche für sich, das heißt nicht alle haben den gleichen Reifegrad. Gleichzeitig können sich auch noch Blüten auf dem Ast befinden, welche noch nicht abgeworfen wurden.
ERNTEMETHODE
'Picking'
Bei qualitativhochwertigem Kaffee werden die Kirschen daher durch die Ernte-Methode 'Picking' geerntet. Hierbei wird jede reife Kirsche einzeln von Hand gepflückt. Diese Art der Ernte ist die aufwendigste und teuerste, da jeder Strauch und Ast mehrmals nach reifen Kirschen abgesucht werden muss. Gleichzeitig ist es aber auch die schonendste Methode für die Pflanze, da Blätter und Blüten sowie unreife Kirschen auf den Ästen verbleiben, und man erhält dadurch eine stets hohe Rohkaffee-Qualität.
ERNTEMETHODE
'Stripping'
Auch das sogenannte 'Stripping' wird per Hand durchgeführt. Hier werden die Äste in einem Zug abgestreift, wenn der Großteil der Früchte reif ist, aber ohne Rücksicht auf den Reifegrad der einzelnen Kirschen. Die Kaffeekirschen fallen dann - zusammen mit den Blättern und Blüten des Astes - auf eine Plane, die unter dem Baum ausgebreitet wird. Diese Methode ist deutlich schneller und billiger als das 'Picking'. Allerdings müssen nach dem Abstreifen die Fremdkörper [Blätter etc.] entfernt und die Kirschen anschließend in reif, überreif und unreif sortiert werden. Wird das nicht sorgfältig gemacht, erhält man eine schlechte Kaffeequalität.
ERNTEMETHODE
Maschinelle Ernte
Die mit Abstand schnellste Art der Ernte ist die maschinelle Ernte. Da die Maschinen aber sehr teuer sind und nur auf ebener Fläche verwendet werden können, findet man sie selten, am ehesten noch auf den größten Kaffeefarmen in Brasilien.
Diese Art der Ernte ist dem 'Stripping' sehr ähnlich - die Maschinen 'kämmen' bzw. 'raspeln' hier die Kirschen von den Bäumen, ohne Rücksicht auf den Reifegrad der einzelnen Früchte. Es muss somit auch hier nach der Ernte sorgfältig sortiert werden.
KAFFEE AUFBEREITUNG
Das Processing
Um die Aufbereitungsmethoden verstehen zu können, muss man wissen, wie die Kaffeekirsche aufgebaut ist:
Die Kaffeebohnen [V] werden in der Kirsche von der Silberhaut [IV], der Pergamenthaut mit Schleimschicht (Mucilage) [III] und dem Fruchtfleisch bzw. Pulpe [II] ummantelt, ganz außen befindet sich die Kirschhaut bzw. Fruchtschale [I].
[Die römischen Ziffern in den Klammern beziehen sich auf die Darstellung einer Kaffeekirsche oben, die wir zur Veranschaulichung erstellt haben.]
Nach dem die Kirschen geerntet wurden, werden sie idealerweise innerhalb von 5 Stunden weiterverarbeitet, geschieht das nicht, kommt es aufgrund einsetzender Gärung zum Aromaverlust.
Um die Kaffeebohnen vom Rest der Kirsche zu befreien, wird grob zwischen zwei Methoden unterschieden: die gewaschene (washed processing) und trockene (natural processing) Aufbereitung. Wobei es dabei einige Abwandlungen gibt - in den vergangenen Jahren wurden zunehmend Aufbereitungsmethoden neu entwickelt oder verfeinert (Bsp: anaerob fermentation).
Die Aufbereitung des Kaffees hat, neben seiner Anbaubedingungen und der Varietät, einen wesentlichen Einfluss auf das künftige Geschmacksprofil.
Gewaschene Kaffees zeichnen sich im Allgemeinen oft durch eine komplexe, fruchtbetonte und fein nuancierte Aromatik und ein besonders klares Geschmacksbild aus.
Trocken aufbereitete Kaffees hingegen verfügen häufig über einen eher kräftigeren Körper und eine ausgeprägtere Süße.
Hier muss man jedoch betonen, dass Kaffee ein Naturprodukt und jede Kaffeebohne anders ist - die Ausprägung der angeführten Charakteristiken ist daher natürlich nicht immer gleich, es handelt sich vielmehr um Richtwerte.
AUFBEREITUNGSMETHODE
Natural Processing
Natural Processing ist die natürlichste und günstigste Variante Kaffee aufzubereiten - sie kann zudem auch in wasserarmen Regionen angewandt werden, da auf den Einsatz von Wasser verzichtet wird.
Bei dieser Aufbereitungsart werden die Kirschen solange in der Sonne getrocknet bis sich das Fruchtfleisch von den Bohnen ablöst. Dazu werden die Kirschen auf Zementböden, Tischen, gestampfter Erde oder 'Drying Beds' ausgebreitet. 'Drying Beds' sind große Tische, die knapp über dem Boden angebracht werden, so dass durch ein bessere Luftzirkulation der Trocknungsprozess beschleunigt wird.
Sehr wichtig ist beim Natural Processing das regelmäßige Wenden der Kirschen. Dadurch wird einerseits eine gleichmäßige Trocknung gewährleistet und andererseits Fäulnis verhindert. Die Sonnentrocknung kann, abhängig vom Klima zwischen 2 und 5 Wochen dauern.
Nachdem dem Fruchtfleisch genügend Flüssigkeit entzogen wurde, löst es sich im Inneren von der Bohne im Inneren. Danach werden die Bohnen durch Reibung und Druck mithilfe einer Maschine aus der Kirsche gelöst und von Hand sortiert, um gebrochene Bohnen, Steinchen und Fremdkörper zu entfernen.
AUFBEREITUNGSMETHODE
Washed Processing
Beim 'Washed Processing' beginnt man mit dem Einlegen der Kaffeekirschen in sogenannte Schwemmkanäle bzw. speziellen Wassertanks.
Die reifen und unreifen Früchte gehen unter und werden so von den aufschwimmenden 'Floaters' (leichtere, bereits zu sehr getrocknete Bohnen) getrennt.
Für die abgesunkenen Kaffeekirschen geht es weiter in den "Pulper". Das ist eine Maschine, in welcher durch Zentrifugalkraft die Schale und das Fruchtfleisch von den weichen reifen Kirschen abgequetscht wird. Zu harte unreife Kirschen fallen hier seitlich aus der Walze heraus und werden somit aussortiert.
Nach dem Entpulpen sind die Kaffeebohnen noch von der Pergamenthaut und Schleimschicht umschlossen. Die Schleimschicht ['Mucilage'] muss vor dem Trockenen von den Bohnen noch gelöst werden.
Das Entfernen dieser Schichten kann auf zwei unterschiedliche Arten erfolgen: Entweder mechanisch in einem 'Mucilage-Remover' [das geht wesentlich schneller und der Kaffee wird anschließend 'fully washed' genannt] oder durch einen Fermentationsprozess.
Beim Fermentationsprozess werden die Bohnen in einem Wassertank eingelegt, in dem durch die natürlich enthaltenen Enzyme ein Gärungsprozess startet. Im Allgemeinen entscheidet die Wassertemperatur über die Dauer dieses Prozesses, in der Regel ist er nach 12 und 72 Stunden abgeschlossen. Anschließend kann die Schleimschicht [Mucilage] einfach entfernt werden.
Während der Fermentation muss mit großer Sorgfalt gearbeitet werden, denn es kann so einiges schief gehen:
Bleiben die Bohnen beispielsweise zu lange im Wasser, werden sie überfermentiert und es bilden sich im schlechtesten Fall sogenannte 'Stinkerbohnen' - eine einzige dieser 'Stinkerbohnen' reicht aus, um den Geschmack einer ganzen Charge zu zerstören.
Nach dem Entfernen der Schleimschicht werden die Bohnen, ähnlich wie beim 'natural processsing', in der Sonne getrocknet. Die Bohnen trocknen etwa 8 bis 14 Tage, sie werden dabei regelmäßig gewendet und werden nachts und während der Mittagshitze abgedeckt. Insbesondere am ersten Tag ist es wichtig, dass die noch feuchten Bohnen keiner direkten Sonne ausgesetzt werden, damit die darauf noch haftende Pergamenthaut, die hier als Schutzschicht dient, nicht aufplatzt und anschließend eine langsam und gleichmäßig Trocknung gewährleistet werden kann. Bohnen mit einer beschädigten Pergamenthaut müssen also aussortiert werden.
Die Pergamenthaut wird nach dem Trocknen erst kurz vor dem Verpacken für den Export entfernt.
AUFBEREITUNGSMETHODE
Honey Processing / Semi-Washed Processing
'Honey Processing' bzw. 'Semi-Washed Processing' ist einfach ausgedrückt ein Art Mittelweg zwischen "Natural Processing" und 'Washed Processing'.
Bei dieser Methode wird nach dem Entpulpen [siehe 'Washed processing'] die Schleimschicht ['Mucilage'] gar nicht oder nur zum Teil entfernt und beim Trocknen auf den Bohnen belassen. In Kombination mit der Feuchtigkeit aus dem Entpulp-Vorgang, wird die Mucilage während der Sonnentrocknung schleimig und klebrig, eben wie Honig - was diesem Prozess auch seinem Namen gibt, es wird also kein Honig zugesetzt.
Je nachdem wie viel Mucilage auf der Bohne verbleibt wird zwischen 'White Honey', 'Yellow Honey', 'Gold Honey', 'Red Honey' oder 'Black Honey Processing' (aufsteigende von wenig bis viel Mucilage) unterschieden. Die Menge an Mucilage prägt zudem das Geschmacksprofil des Kaffees - grundsätzlich kann man sagen: je mehr Mucilage auf der Bohne belassen wurde, desto mehr Süße und Körper hat der Kaffee.
AUFBEREITUNGSMETHODE
Pulped Natural
Bei der Aufbereitungsmethode 'Pulped Natural' wird zunächst die ganze Kirsche (inklusive Fruchtfleisch und Schale) getrocknet. Sobald die Kirsche einen Feuchtigkeitsgehalt ähnlich einer Rosine erreicht hat, wird das Fruchtfleisch entfernt und die Bohnen nochmals zum endgültigen Trocknen aufgelegt.
Das Geschmacksbild wird durch die Dauer der ersten Trocknung geprägt - je länger die Kirschen im Fruchtfleisch getrocknet werden, desto mehr Süße und Körper weißt der Kaffee anschließend auf.
(Die Bezeichnung 'Pulped Natural' wird leider manchmal auch für 'Semi-Washed' bzw. 'Honey-Processed' Kaffee verwendet, was schlichtweg nicht stimmt, da die Abläufe ähnlich aber nicht die selben sind.)
AUFBEREITUNGSMETHODE
Anaerob Processing
Beim 'Anaerob Processing' handelt es sich um eine Aufbereitungsmethode, bei welcher der Kaffee in Fermentationstanks verarbeitet wird.
Nach dem 'Pulper' (siehe 'Washed Processing') werden die Kirschen (mit anhaftender Mucilage) zusammen mit Wasser in vollständig verschlossenen und sauerstoffarmen Fermentationstanks eingelegt. Dort werden die Kirschen 72 Stunden fermentiert und im Anschluss wird die Kaffeekirsche getrocknet. Durch diese Art der Aufbereitung entstehen sehr kräftig ausgeprägte, charakteristische Aromen.
AUFBEREITUNGSMETHODE
Anaerob Natural Processing
Die Vorgehensweise ist ähnlich wie jene beim 'Anaerob Processing' - die Bohnen werden jedoch direkt nach der Ernte, ohne entpulpt zu werden und ohne Zugabe von Wasser, in Gärungstanks sauerstoffarm und luftdicht eingelegt.
Der bei dieser Fermentation entstehende Kohlendioxid-Druck sorgt dafür, dass Aromen der Kaffeekirsche in die Bohnen übergehen können. Nach der Fermentation werden die Kirschen - so wie beim 'Natural Processing' - in der Sonne getrocknet und anschließend 'geschält' . Kaffees, welche mit dieser Art aufbereitet werden, zeichnen sich durch einen besonderen aromatischen Charakter, ausgeprägter Süße und wenig Säure aus.